Der
slowenische Reformator Primus Truber lebte von 1508 bis 1586. In seiner Heimat
ist er heute eine wichtige nationale Symbolfigur.
Er übersetzte
das Neue Testament und reformatorische Grundschriften Martin Luthers in das
„Windische“, wie seine bis dahin nur mündlich überlieferte Sprache
damals hieß, und gilt darum als Schöpfer der slowenischen Schriftsprache und
der slowenischen Literatur.
„Liebe
Slowenen“, mit dieser Anrede beginnt der Katechismus Primus Trubers – damit hat
er dem slowenischen Volk erstmalig einen Namen gegeben.
Im heutigen
Slowenien wird an Truber in erster Linie wegen seiner sprachlichen und
literarischen Leistungen erinnert.
Aber: Er war
nicht nur Autor und Übersetzer, sondern auch evangelischer Pfarrer.
In seiner
Heimat ist er heute eine wichtige nationale Symbolfigur. Seit 2007 findet sich Trubars
Bildnis auf den Ein-Euro-Münzen der Republik Slowenien.
Primus Truber/Primoz Trubar Leben
Primus Truber
lebte von 1508 bis 1586. Er wurde am 9.
Juni 1508 als Primus Malnar in Rašica in der Pfarrei Škocjan pri Turjaku/St.
Kanzian bei Auersperg in Unterkrain geboren. Sein Vater hatte sich als
Zimmermann und Müller ein Vermögen erworben. Er bestimmte seinen Sohn dazu, die
Priesterlaufbahn einzuschlagen. Als Jugendlicher nahm er den Familiennamen
seiner Mutter Trubar an, dessen Schreibweise er wenig später zu Truber
wechselte.
Im Alter von 16 Jahren lernte er als
Priesteramtskandidat in Triest bei Bischof Pietro Bonomo (1502-1546) den erasmischen
Humanismus kennen und wurde dessen Schüler.
Truber kam bei
seinen Studien in Triest in Kontakt mit den humanistischen Schriften von
Erasmus von Rotterdam sowie den Werken Luthers und der Schweizer Reformatoren. Er
war Schüler des humanistisch gesinnten und der Reformation zugewandten Triester
Bischofs Pietro Bonomo.
Zurück in
seiner Heimat, predigte er in Laibach, dem heutigen Ljubljana, am Dom St.
Nikolai in slowenischer Sprache, u.a. gegen den Ablasshandel und Wallfahrten.
Er wollte zunächst die katholische Kirche von innen reformieren.
Er fand
Mitstreiter, jedoch auch Gegner und musste schließlich aus Laibach fliehen. Durch
den Tod Bonomos 1546 hatte sich die Lage geändert. Sein Nachfolger setzte im
Bistum den antireformatorischen Kurs der Habsburger durch.
Im Deutschen
Reich fand er damals an etlichen Stellen Aufnahme (Nürnberg, Rothenburg o.d.T.,
Kempten)
Er fand Zuflucht bei dem Theologen Veit Dietrich in Nürnberg. Durch dessen Empfehlung bekam er eine Stelle als Diakon in der Spitalkirche Heilig Geist in Rotheburg ob der Tauber, wo er sich von 1548 bis 1552 aufhielt, 1549 seine Frau Barbara heiratete und sein erster Sohn, Primus der Jüngere, geboren wurde.
Außerhalb
seiner Heimat in Süddeutschland widmete er sich seit 1550 seinem Lebenswerk:
Die Förderung der slowenischen Reformation durch Veröffentlichungen
reformatorischer Schriften in slowenischer Sprache. Die nationalsprachlichen
Übersetzungen in die sogenannte „windische“ Sprache besorgte er weitgehend
selbst. Dazu gehörten ein Katechismus, eine slowenische Kirchenordnung und eine
Gesamtausgabe des Neuen Testaments und Teile des Alten Testaments. Die
biblischen Schriften übertrug er auf Grundlage der Lutherbibel.
Dort schrieb er das erste Buch in slowenischer Sprache, veröffentlicht 1550 zu Schwäbisch Hall unter dem deutschen Titel „Catechismus In der Windischenn Sprach“. Danach verfasste er dort noch sein zweites Werk, Abecedarium für die Jugend, das ebenfalls gedruckt wurde.
Unter den rund 30 Werken, die er veröffentlicht hat, befinden sich die ersten in slowenischer Sprache gedruckten Bücher. Um seinen Katechismus überhaupt aufschreiben zu können, musste Truber erstmals Buchstaben aus der lateinischen Schrift mit Häkchen und Pünktchen versehen, damit sie Laute seiner Muttersprache angemessen wiedergeben konnten. Er gilt mit dieser Leistung als der Begründer der slowenischen Schriftsprache. Truber war auch für die ersten gedruckten Texte der slowenischen Musik verantwortlich.
Von 1553 bis 1561 war er evangelischer Pfarrer in Kempten und übersetzte dort das Neue Testament aus der Lutherbibel ins Slowenische. Hierbei stand er im Austausch mit dem in Koper geborenen Pietro Paolo Vergerio.
1561 entstand
unter seiner Leitung und Mitarbeit anderer im württembergischen Urach das
„Ungnad-Trubersche Bibelwerk“, ein Druckzentrum zur Produktion reformatorischer
Schriften in slowenischer, kroatischer und italienischer SpDort steht heute ein
Denkmal für ihn im Park neben der Kirche. Mit seinen Veröffentlichungen
biblischer und katechetischer Texte in der slowenischen Sprache begründete
Truber überhaupt auch die Entstehung einer slowenischen Schriftsprache, die es
vorher so noch nicht gegeben hat.
1562 kehrte er nach Laibach zurück, um als Superintendent eine slowenische Kirche aufzubauen, doch musst er schon drei Jahre später, nachdem er vom neuen Landesherrn Erzherzog Karl mit Predigtverbot belegt war, das Land wieder verlassen und flüchtete wieder nach Deutschland, wo er in Lauffen am Neckar die Pfarre übernahm. Binnen eines Jahres übersetzte er dort die Psalmen.
1567 wurde Trubar als Pfarrer in Derendingen bei Tübingen eingesetzt. Von dort schrieb er an seine alten Vertrauten in Ljubljana, um von der Ferne aus weiterhin auf die Entwicklungen in Slowenien Einfluss zu nehmen. In Derendingen starb Primos Trubar 1586 und wurde dort beigesetzt.
Und so verbrachte er einen Großteil seines Erwachsenenlebens in Deutschland, um der Verfolgung der Protestanten in seinem Heimatland zu entgehen.